Ärzte schnuppern Landluft
„Ärzte schnuppern Landluft“ (ÄSL) ist eine Initiative von Dr. Simon Sitter und Dr. Marc Metzmacher, um die ärztliche Versorgung in Mittelfranken langfristig zu sichern. Der Verein wurde im Jahr 2016 gemeinsam mit anderen Ärzten aus dem Altmühlland gegründet und dient dem Ziel, Medizinstudenten das Land(arzt)leben schmackhaft zu machen, indem ihnen in jedem Abschnitt ihrer universitären Ausbildung ein umfassendes Angebot zu Aus- und Weiterbildung und Plätze für alle Praktika, Famulaturen, Blockpraktika und das praktische Jahr angeboten wird. Aktuell sind neun Hausarztpraxen Mitglied bei ÄSL, die Bewerber können ihre Wunschausbildungsstelle selbst wählen. Die Klinikverbünde Altmühlfranken und ANregiomed sind derzeit im Rahmen eines Kooperationsvertrages ein-gebunden.
Insbesondere die Famulatur, sowie das praktische Jahr sollen zu einem besonderen Erlebnis werden: Zu den üblichen Famulaturzeiten (Semesterferien) veranstalten die Ausbildungsstellen im Wechsel zumeist einmal wöchentlich ein Treffen mit allen derzeit tätigen Studierenden der Ausbildungsstellen. Diese freiwilligen Treffen bieten die Möglichkeit, auch die anderen Ausbildungsstellen kennen zu lernen und darüber hinaus beim gemütlichen Zusammensein am Abend auch die gesellschaftlichen Vorzüge der Region zu erleben. Die Teilnahme für Ausbilder, Assistenzärzte und Studierende ist freiwillig, für den Transport zu den Treffpunkten organisieren die Kliniken Sammeltransporte. Nach Bedarf werden darüber hinaus medizinische wie auch nicht-medizinische Vorträge angeboten.
Auch nach dem Studium hilft der Verein, Kollegen bei der Suche nach Assistenzarztstellen in den Weiterbildungsverbünden oder in regionalen Arztpraxen. ÄSL sucht zudem nach weiteren Praxen, die sich ebenfalls an der Studierendenausbildung beteiligen möchten.
Weitere Informationen unter: www.aerzteschnuppernlandluft.de
Beste Landpartie Allgemeinmedizin
Der Lehrstuhl für Allgemeinmedizin der TU München ist mit dem Projekt „Beste Landpartie Allgemeinmedizin“ (BeLA) in Südbayern gestartet. Seit dem Wintersemester 2018/19 dient das Programm dazu, Medizinstudierenden frühzeitig die Landarztarbeit näher zu bringen. Neben entsprechenden Hochschulseminaren können sie Famulaturen und Praktika auf dem Land absolvieren, gegen Studienende dann ihr Praktisches Jahr (PJ). Als gezielte PJ-Förderung können 600 Euro monatlich im Rahmen eines Stipendiums bezogen wer-den. Für den Erhalt des monatlichen Stipendiums verpflichten sich die Studierenden im Praktischen Jahr die Fächer Chirurgie, Innere und Allgemeinmedizin in einer der drei BeLA-Regionen zu machen. Im Anschluss an das PJ bestehen keine weiteren Verpflichtungen.
Während des Studiums werden Teilnehmer für die Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin mit einem monatlichen Stipendium von 600 Euro angeworben. Teilnehmer, die dies länger als ein Jahr im PJ und maximal 4 Jahre während des klinischen Ausbildungsabschnitts bezogen haben, verpflichten sich im Gegenzug zur Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin in der ländlichen Region, in der das PJ geleistet wurde. Die Teilnehmer können in Ausnahmefällen und nach Absprache die Region für die Facharztausbildung Allgemeinmedizin auch wechseln. Das Institut für Allgemeinmedizin steht mit vielen Weiterbildungsverbünden, die die Facharztweiterbildung Allgemeinmedizin anbieten, in engem Kon-takt und kann ggf. für die Facharztweiterbildung vermitteln. Projektteilnehmer sind Lehrkrankenhäuser und Lehrpraxen in Dillingen, Mühldorf und Kösching/Eichstätt.
Weitere Informationen unter: www.am.med.tum.de/beste-landpartie-allgemeinmedizin
FamuLAND – die KVB-Förderung für Medizinstudierende
Die KVB unterstützt Medizinstudenten, bei ihrer Famulatur in ländlichen Gebieten Bayerns finanziell mit bis zu 850 Euro. Die Studenten können so die die Tätigkeit als niedergelassener Arzt kennenlernen und profitieren gleichzeitig von einer finanziellen Förderung.
Die Basisförderung beträgt 500 Euro. Zuschläge von 100 bzw. 200 Euro sind möglich, wenn sich die gastgebende Praxis in einem Gebiet befindet, in dem für die jeweilige Fachgruppe eine so genannte „drohende Unterversorgung“ oder „Unterversorgung“ offiziell durch den sogenannten Landesausschuss festgestellt wurde. Ist der Praxisstandort zudem mehr als 60 Fahrtkilometer vom nächsten Universitätsstandort für Humanmedizin entfernt, gibt es einen Entfernungszuschlag von 150 €.
Die Zahl der Förderplätze beläuft sich ab dem Wintersemester 2018/2019 auf 175, also 25 je Regierungsbezirk, um Famulaturen in ganz Bayern gleichmäßig zu fördern.
Weitere Informationen unter: https://www.kvb.de/nachwuchs/ studium/kvb-famulaturfoerderung/
Studienbeihilfe für Medizinstudenten im Landkreis Elbe-Elster
Als Beitrag zur Sicherstellung der medizinischen Versorgung vergibt der Landkreis Elbe-Elster in jedem Jahr zum Wintersemester eine Studienbeihilfe für Medizinstudenten. Diese finanzielle Unterstützung für junge Ärzte hat zum Ziel: den medizinischen Nachwuchs in die Region zu holen und hier möglichst sesshaft zu machen. Mit der finanziellen Starthilfe will der Landkreis langfristig dafür sorgen, dass Ärzte zwischen Elbe und Elster auch künftig in der Qualität und Dichte zur Verfügung stehen, wie sie gebraucht werden.
Nach der vom Kreistag im Jahr 2016 beschlossenen Richtlinie können Medizinstudenten für die Dauer von 4 Jahren eine monatliche Beihilfe in Höhe von 500,00 Euro erhalten. Es ist vorgesehen, jähr-lich bis zu 5 Medizinstudenten in das Förderprogramm aufzunehmen. Die finanziellen Mittel werden vom Landkreis, dem Elbe-Elster-Klinikum und der Sparkassenstiftung „Zukunft Elbe-Elster-Land“ bereitgestellt. Als Gegenleistung für die gezahlte Studienbeihilfe müssen sich die Studenten verpflichten, nach bestandener Facharztweiterbildung für die Dauer von 4 Jahren eine der folgenden Tätigkeiten als Vollzeitanstellung auszuüben:
- Arzt am Elbe-Elster-Klinikum
- Teilnahme an der vertragsärztlichen Versorgung der kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg auf dem Gebiet des Landkreises Elbe-Elster oder
- Arzt beim Gesundheitsamt des Landkreises Elbe-Elster
Elbe-Elster gehört in Brandenburg und darüber hinaus zu den ersten Landkreisen, die diesen Weg gegangen sind. Andere haben sich in-zwischen hier eingehend über die Ausgestaltung der Studienbeihilfe erkundigt und sind diesem Weg mittlerweile gefolgt. Die Initiative des Landkreises mit der Studienbeihilfe für angehende Mediziner ergänzt und erweitert alle anderen Aktivitäten sinnvoll. Sie zielt nicht nur auf die langfristige Sicherung des ärztlichen Personals im Elbe-Elster-Klinikum ab, sondern auch auf eine dauerhafte Konsolidierung des Netzes niedergelassener Ärzte, ebenso wie auf die Versorgung des kreislichen Gesundheitsamtes mit Ärzten. Im kreislichen Klinikum hat die Initiative von Anfang an Zustimmung gefunden und so war schnell ein Partner gewonnen, der insbesondere bei der Finanzierung des Stipendienprogramms und bei der Weiterbildung der jungen Ärzte eine wichtige Rolle spielt.
Weitere Informationen auf der Seite des → Landkreis Elbe-Elster.
Landtage in Hessen
Über ländliche Räume und die Tätigkeit von Landärzt/innen existieren zahlreiche Klischees, die kaum einer Realitätsprüfung standhalten und mit denen in Hessen dank des Projektes „Landtage in Hessen“ nun aufgeräumt werden soll. Das vom Ministerium für Soziales und Integration geförderten Projekt wird Studierenden der Humanmedizin und Ärzt/innen in Weiterbildung (ÄiW) zum Facharzt Allgemeinmedizin die Möglichkeit gegeben, konkrete Fragen gemeinsam mit praktizierenden Landärzt/innen aus verschiedenen Regionen zu besprechen und ihnen so einen realistischen Einblick in das Leben und Arbeiten zu geben. Neben Vorträgen und Diskussionen sind auch Exkursionen Teil des Programms.
Die Landtage finden ab 2019 jährlich in sechs verschiedenen hessischen Landkreisen statt. Am Vormittag geben in der Region tätige Hausärzt/innen Einblicke in ihre Tätigkeit auf dem Land. Außerdem erhalten die Teilnehmer/innen ausführliche Informationen zur Region (medizinische Infrastruktur, Immobilienpreise, Jobmöglichkeiten für Partner/innen, Freizeitangebote, Infrastruktur für Familien) sowie einen Überblick über das Unterstützungsangebot von Kassen-ärztlicher Vereinigung und Hausärzteverband bei Praxisgründung oder -übernahme. Nachmittags finden Exkursionen in Hausarztpraxen, Medizinische Versorgungszentren und Kreiskrankenhäuser statt. Am Abend wird eine Praxisbörse angeboten.
Weitere Informationen unter: https://www.uni-marburg.de/fb20/allgprmed/landtagehessen.html
Abschaffung des Numerus Clausus für Landärzte in NRW
Nordrhein-Westfalen geht einen ungewöhnlichen Weg, um dem Ärztemangel im ländlichen Raum zu begegnen: Als erstes Bundes-land möchte NRW den Numerus Clausus (NC) für angehende Landärzte abschaffen.
Durch die Einführung einer gesetzlichen „Landarztquote“ zähle bei der Studienplatzvergabe künftig nicht mehr allein die Abiturnote. Abiturienten sollen sich in NRW künftig für ein Studium der Allgemeinmedizin in einem gesonderten Verfahren ohne NC bewerben können. Voraussetzung ist die Verpflichtung, nach dem Studienabschluss mindestens zehn Jahre als Hausarzt in unterversorgten Regionen in NRW tätig zu werden. Bei Pflichtverletzung droht eine Vertragsstrafe in Höhe von 250.000 Euro.
Zum Wintersemester 2019/2020 sollen 170 Studienplätze im Rahmen der Landarztquote an den NRW-Hochschulen zur Verfügung stehen. Dies entspricht 7,6 Prozent aller Studienplätze in der Humanmedizin. Das Bewerbungsverfahren ist zweistufig. In der ersten Stufe wird die Abiturdurchschnittsnote mit 30 Prozent, der Test für Medizinische Studiengänge (TMS) mit 30 Prozent und eine berufliche oder praktische Tätigkeit nach dem Schulbesuch mit 40 Prozent gewichtet. In der zweiten Stufe finden Auswahlgespräche durch das Landeszentrum für Gesundheit (LZG) in Bochum statt. In den Auswahlgesprächen zählt vor allem das berufliche Können, da Patientenorientierung, Empathie und Sozialkompetenz wichtige Schlüsselfaktoren des Arztberufs sind.
Mit diesem Verfahren ist NRW bundesweit Vorreiter bei der Be-kämpfung des Landarztmangels aber auch Bayern und Rheinland-Pfalz sind dabei, die gesetzlichen Grundlagen für die Landarztquote zu schaffen. (Quelle: Focus Online, 20.02.2019)
Weitere Informationen:
→ Medizinische Versorgung in ländlichen Räumen
→Der Weg zu Hausarztpraxis
→ Betreibermodelle
→ Informations- und Vernetzungsplattformen
→ Fördermöglichkeiten und -programme
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